„Die Gesamtkosten bleiben entscheidend“

RÜCKBLICK AUF DIE ÜBERNAHME DES ZULIEFERERS SEICO DURCH SEINEN KOLLEGEN COFIDUR. DIESER ERBT NICHT NUR KNOW-HOW, SONDERN AUCH NEUE MÄRKTE, WOBEI DAS „MADE IN FRANCE“, DAS DEM UNTERNEHMEN AUS MAYENNE SO AM HERZEN LIEGT, ERHALTEN BLEIBT.

Warum haben Sie insbesondere Seico übernommen?
Laurent Dupoiron: Ausgehend von unserer Roadmap (Plan Ambitions 2025) haben wir eine große Anzahl an Zertifizierungen und treuen Kunden als unsere Stärken identifiziert. Wir haben jedoch festgestellt, dass es uns an Agilität fehlt, um neue Märkte zu bedienen. Wir hatten zwei Jahre lang nach einem Unternehmen gesucht, das wir aufkaufen wollten, um von seiner Organisation und seinem Markt zu profitieren. Unsere Wahl fiel auf Seico, dessen CEO Eric Lamboley in den Ruhestand geht. Die endgültige Unterzeichnung erfolgte am 12. Juli.
Insbesondere im Bereich der PCBAs und der kompletten Produkte verfügt Seico über starke Kompetenzen in Bezug auf Verkabelung und Integration, indem es Start-ups, aber auch größere Unternehmen bedient, die sich in der Startphase von Projekten befinden und Agilität benötigen. Außerdem ist die Entfernung zwischen den Unternehmen nicht allzu groß [Seico hat seinen Sitz in der Nähe von Nantes, Anm. d. Ü.], was die Arbeitsnähe und die berufliche Mobilität der Mitarbeiter fördert.

Werden Sie das Start-up Joyeuse, das 2023 von Seico aufgekauft wurde, behalten?
Laurent Dupoiron: In der Vergangenheit gehörte die Zusammenarbeit mit Start-ups nicht zu unseren Zielen, da wir nicht strukturiert waren, um sie aufzunehmen. Sie zu begleiten bedeutet viel Unterstützung und eine spezielle Organisation. Seico hat bis 2023 mit 100 Kunden einen Umsatz von 16 Millionen Euro erzielt. Wir unsererseits erwirtschafteten 75 Mio. € mit 65 Kunden; d. h. fünfmal so viel Umsatz mit halb so vielen Kunden. Dies spiegelt gut die Komplementarität der Kompetenzen jedes Einzelnen wider. Das Gebiet ist neu für uns, aber wir werden Joyeuse beibehalten und hoffen, es weiter auszubauen.

Cofidur bedient auch neue Sektoren…
Laurent Dupoiron: Ein bis zwei Projekte entstehen in den Bereichen Smart Building, Landwirtschaft und Energiemanagement und -speicherung. Darüber hinaus bemühen wir uns ständig darum, neue Märkte zu erschließen. Man muss sich ständig in Frage stellen, um neue Absatzmärkte zu finden.

Haben Sie die Absicht, andere Unternehmen, auch ausländische, aufzukaufen?
Laurent Dupoiron: Die meisten unserer Kunden kommen aus Frankreich. Aber wir haben auch einige Kunden aus der Schweiz, Deutschland und Belgien. Und einige unserer inländischen Kunden bitten uns, ins Ausland zu liefern, und wir beliefern auch die Tochtergesellschaften unserer Kunden im Ausland. Wir verbieten uns nichts in Bezug auf externes Wachstum in nahe gelegenen Ländern wie Belgien, den Niederlanden, Italien und Portugal.

Welchen Umsatz will Cofidur in diesem Jahr erreichen? Werden Sie angesichts des russisch-ukrainischen Konflikts Ihre Dynamik im Militärbereich verstärken?
Laurent Dupoiron: Unser Umsatz entspricht unserem strategischen Plan, und wir müssen den Umsatz von Seico in diesem Jahr integrieren, wodurch wir uns der 100-Mio.-€-Marke annähern werden. Unsere Geschäftsbereiche Luftfahrt und Militär, die ausschließlich in Frankreich gefertigt werden, entwickeln sich gut, während sich der Industriebereich in den letzten Monaten verlangsamt hat. Da Seico ausschließlich die Industrie bedient, werden unsere Umsätze in diesem Sektor logischerweise steigen. Wir hatten für 2024 [vor der Übernahme von Seico, Anm. d. Ü.] einen leichten Anstieg unseres Umsatzes erwartet. Insgesamt war das erste Quartal von Cofidur gut, aber wir beobachten eine leichte Verlangsamung zur Jahresmitte. Wir hoffen auf eine Erholung im zweiten Halbjahr, bleiben aber wachsam und hören auf Informationen, die aus anderen Kreisen in der Umgebung kommen könnten, insbesondere was den europäischen Kontext betrifft. Auch wenn der politische Wille, in Frankreich zu produzieren, offensichtlich ist, bleiben die Gesamtkosten entscheidend. Es gilt, wettbewerbsfähig zu bleiben: Die Energie- und Arbeitskosten sind nicht unbedingt die günstigsten. Um dem entgegenzuwirken, ermöglichen Automatisierung, Robotisierung und Digitalisierung eine effizientere und wettbewerbsfähigere Arbeitsweise.

Wie sieht es mit den Folgen der Knappheit an Bauteilen und der Größe der Lagerbestände aus?
Laurent Dupoiron: Einige Auftraggeber entscheiden sich möglicherweise dafür, ihre Platinen neu zu gestalten, da Hersteller wie Altera und Analog Devices bestimmte Komponenten nicht immer in angemessener Zeit liefern können. Andererseits wollen sie nicht mehr von einem einzigen Hersteller abhängig sein. Obwohl die Lagerbestände an Komponenten in den Jahren 2022 und 2023 beträchtlich hoch waren und andere Komponenten oft nicht verfügbar waren, hat sich die Situation seitdem deutlich verbessert. Die Preise sind zwar nicht gefallen, aber es zeichnet sich ein positiver Trend ab. Außerdem hat die weltweite Produktion zugenommen: Die Lage stabilisiert sich, zumal verschiedene Abschwungphänomene eintreten, die die Nachfrage sinken lassen.

Um die Energiekosten zu begrenzen, plante Cofidur die Installation von Photovoltaikanlagen an den Standorten Laval und Périgueux…
Laurent Dupoiron: Die Arbeiten in Périgueux sind fast abgeschlossen, die in Laval werden im Herbst beginnen.

Wie geht es Ihrer tunesischen Fertigungsstätte?
Laurent Dupoiron Wir arbeiten seit 20 Jahren mit dem Partnerstandort Cofitel in Tunis zusammen, der nur zwei Flugstunden entfernt liegt. Seine Gestehungskosten sind deutlich niedriger als in Frankreich. Dem Standort geht es gut, er bietet gute Unterbringungskapazitäten und mehrere Arten von Zertifizierungen (EN 9001 und EN 9100 Luftfahrt): Das zeigt sein Kompetenzniveau. Wir werden uns bemühen, diesen Geschäftsbereich umfassend auszubauen, indem wir entweder seine Ressourcen kostengünstiger nutzen oder effizientere Lösungen einsetzen und die Kunden direkt ansprechen.

Ist die Personalbeschaffung für Cofidur wie für Ihre EMS-Kollegen ein schwieriger Bereich?
Laurent Dupoiron: Wie bei unseren Kollegen ist die Personalbeschaffung sicherlich nicht einfach, aber weniger heikel, als man denken könnte.


Gilles Delaunay: Es ist schwierig, Profile wie Kabelmonteure, Linienführer oder Kontrolleure einzustellen, da nur wenige Grundausbildungen zur Verfügung stehen. Die Situation verbessert sich leicht ab den Abschlüssen vom Typ Bac+2, vor allem dank der Umwandlung der BTS Numériques in BTS CIEL, die eine Zusammenarbeit mit dem Lycée Réaumur in Laval und dem mit Produktionslinien gut ausgestatteten Campus Esprit in Redon ermöglicht, der eine Pastel-Lizenz eingeführt hat. Wir arbeiten mit Partnern wie dem IUMM zusammen, um CQPM (Certificats de Qualification Paritaire de la Métallurgie) einzuführen. Wir setzen viel Energie in die Rekrutierung: Allerdings ist es nicht einfach, einen pensionierten Techniker für Testmethoden zu ersetzen… Bei den Ingenieuren ist die Situation viel einfacher: Laut dem Direktor des Lycée Réaumur setzen die Schüler ihr Studium bis zum Ingenieurdiplom fort, und nur 30 % von ihnen brechen ihr Studium nach dem BTS ab. Das gibt uns mehr Spielraum bei der Rekrutierung.

Laurent Dupoiron: Wir haben auch in großem Umfang die Politik des dualen Studiums entwickelt, und zwar in fast allen unseren Abteilungen. Dies ermöglicht es uns, den Bedarf für bestimmte Aufgaben zu decken, aber auch neue Mitarbeiter einzustellen.

Das Reparatur- und Renovierungsgeschäft von Cofidur wurde 2018 an die Cordon Group veräußert. Nun wird diese Tätigkeit heutzutage immer beliebter: Könnte sie ein Comeback feiern?
Laurent Dupoiron: 2018 war das Geschäft sehr wettbewerbsintensiv und erforderte konsequente Entwicklungen, um Meilensteine zu erreichen. Wir haben es vorgezogen, diese Aktivität an Serge Cordon und seine Teams abzutreten. Sie haben eine Vielzahl von IT-Tools entwickelt, die es ihren Kunden (großen Auftraggebern wie Privatpersonen) ermöglichen, Rückverfolgbarkeit und Fortschritte bei Reparaturen zu erzielen. Wir verbieten uns nichts, aber es ist daher nicht in unserem Strategieplan Ambitions 2025 enthalten. Wir bieten den Kundendienst für die von uns hergestellten Produkte an. Auf Wunsch einiger unserer Kunden überholen wir auch alte Geräte, indem wir die mechanische Hülle neu konfigurieren und PCBAs zurückgewinnen, um sie in neuen Produkten zu verarbeiten. Wir sind jedoch nicht strukturiert, um die breite Öffentlichkeit zu behandeln, sondern nur B-to-B-Kreise als Elektronik-Zulieferer.


Quelle: ElectroniqueS